Samyang 7.5mm F3.5 UMC Fish-Eye MFT

Wozu eigentlich ein Fischaugen-Objektiv? Ist der Effekt nicht viel zu schnell "durch", als dass sich dafür die Investition in ein solches Spezialobjektiv überhaupt lohnt? Bereits vor ein paar Jahren habe ich einmal mit einem gebrauchten Fisheye-Konverter experimentiert, und ich fand die Möglichkeiten sehr interessant. Jedoch war die Bildqualität, die sich damit erzielen ließ, recht durchwachsen und der Bildwinkel lag bei nur etwa 160°. Wer mehr wollte. der wurde selbst bei Fremdobjektivherstellern schnell 600 Euro oder mehr los. Nun sind die Preise mittlerweile (ich schreibe dies Anfang 2014) etwas gefallen und es gibt inzwischen auch weitere Alternativen, beispielsweise von Samyang sowie das weißrussische Peleng. Wer ein kreisförmig abbildendes Objektiv sucht, für den wird die Auswahl weitaus schwieriger, wenn er nicht im Vollformat fotografiert, und es wird für ihn tendenziell noch teurer.

Um es kurz zu machen, die Suche nach einer Lösung, die am Canon-APSC-Format zum einen 180° Bildwinkel liefert, also zum Sensor-Format passt, und außerdem noch einigermaßen kostengünstig ist, lief erst einmal ins Leere. "Fremdobjektive" sind für Sensoren von Nikon, Sony oder Pentax ausgelegt, was bedeutet, dass an Canon-Kameras mit ihrem etwas kleineren Aufnahmeformat etwas vom Bildkreis eines solchen Objektivs nicht ausgenutzt werden kann und Bildwinkel "verschenkt" wird. Der Bildkreis des Peleng ist wiederum zu klein für die Bilddiagonale aber zu groß für kreisförmige Abbildung. Naja, das hätte mich vielleicht noch am Wenigsten gestört. Das Fischaugen-Thema war für mich also zunächst einmal erledigt — bis ich bei Micro-Four-Thirds einstieg. Hier gibt es ja dieses speziell für das MFT-Format ausgelegte Fischaugen-Objektiv mit 180° Bildwinkel über die Bilddiagonale.

Die Leute bei Samyang liefern hier, wie es für diese Marke typisch ist, pure Mechanik ab — keine elektronische Blendensteuerung und kein Autofokus. Das Objektiv fühlt sich dabei aber wirklich gut an: stabile Fassung aus Metall und (etwas) Kunststoff, Metallbajonett, ein sanft aber nicht zu leicht laufender Fokusring und ein sauber rastender Blendenring. Alles ohne Spiel, nichts wackelt da. Das Frontlinsenelement ist relativ klein, wenn man das Objektiv mit dem Erscheinungsbild anderer Fischaugen-Objektive vergleicht. Der recht wuchtige Frontdeckel rastet etwas lose auf der fest eingebauten Streulichtblende ein und muss beim Ansetzen genau ausgerichtet werden damit er hält. Aber da haben sich andere Hersteller auch schon unglücklichere Lösungen ausgedacht. Kurz gesagt: Das Samyang macht äußerlich einen ganz ordentlich Eindruck.

Das Fokussieren erledige ich meist "klassisch" durch Schätzen der Entfernung und Einstellen dieser am Objektiv. Am Kameramonitor lässt sich die Schärfe nicht sicher beurteilen. Mit dem elektronischen Sucher geht schon es etwas besser. Die elektronische Einstelllupe (der "MF-Assistent"), welche die Bildschirmmitte bei manueller Fokussierung vergrößert darstellt, funktioniert nur bei AF-Objektiven im MF-Modus. Andere MFT-Kameras mögen das besser können, meine EM-5 und die E-P3 können es jedenfalls nicht. Alles in Allem ist das Scharfstellen beim Samyang aber kein wirklich kritisches Thema. Stellt man den Fokusring auf ein paar Millimeter neben dem Unendlich-Symbol ein, so reicht die Schärfentiefe für die meisten Motive aus. Bei Nahaufnahmen muss man allerdings aufpassen. Man kommt mit dem Samyang immerhin bis auf 9 cm heran.

Jetzt aber zur Abbildungsleistung: Die Bildqualität ist wirklich ganz erstaunlich. In der Bildmitte ist sie schon bei offener Blende sehr gut und legt beim Abblenden nicht mehr zu. Zumindest konnte ich das nicht feststellen. Die Bildqualität am Bildrand ist bei offener Blende gut und steigt beim Abblenden auf f/5,6 kaum. Eine ausgeprägte Anfälligkeit für Reflexe konnte ich nicht feststellen. Insgesamt habe ich an der Abbildungsleistung wirklich nichts auszusetzen.

"Spicarium", Bremen-Vegesack

1/500 s, f/5,6, OM-D E-M5

"Spicarium", Bremen-Vegesack

1/1600 s, f/3,5, OM-D E-M5

1/4 s, f/3,5, PEN E-P3

0,6 s, f/8, PEN E-P3

  

Der Preis: Hier wird es spannend. Wer nach einem günstigen Angebot sucht, der sollte wissen, dass dieses Objektiv auch unter anderen Markennamen im Handel ist. Außer von Samyang, dem eigentlichen Hersteller, werden offensichtlich baugleiche Objektive zumindest noch von Walimex, Rokinon und Bower verkauft. In Deutschland sind Objektive von Rokinon und Bower aber praktisch nirgends zu finden und als Samyang-Objektiv (unter ebendiesem Namen) ist es auch sehr selten. Berichtet wird noch von Objektiven, die als Falcon, Opteka, Polar oder Vivitar gelabelt sind. Sehr häufig wird es hierzulande als "walimex pro 7,5/3.5 Fish-Eye CSC MFT" angeboten. Mir scheint allerdings, dass dieses deutlich teurer ist als mein Samyang-Objektiv, das ich bei einem sehr bekannten Internetversand (als Neuware) für nur etwa 230 Euro bekommen habe.

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